Antrag für die Stadtratssitzung am 27.02.2020
Unabhängige Wissenschaftler prognostizieren eine deutliche Erderwärmung, selbst wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens eingehalten würden.
Neben Auswirkungen auf die belebte Umwelt (Tiere, Pflanzen und ihre Lebens-räume) und die Landnutzung (Land- und Waldwirtschaft), werden aber gerade Siedlungsräume und die dort lebenden Menschen direkt von dieser Erwärmung betroffen sein.
Es ist bekannt, dass in baumfreien Bereichen die Temperaturen bis 20 Grad Celsius höher liegen können, als in beschatteten Bereichen. Auch senken Straßenzüge mit Bäumen die Lärmbelastung aus Verkehr erheblich.
Auf unsere Initiative hatte die Stadtverwaltung erste Gedanken für ein Durchgrünungskonzept entwickelt (leider nur für die Innenstadt) und im Jahr 2011 verschriftet und vorgestellt.
Dieses Konzept umfasste 5 Teilbereiche.
- Darstellung der stadtökologischen Situation
- Erhöhung des Grünanteils durch vermehrte Baumpflanzungen
- Erhalt von Grün bei städtischen Planungen
- Konkrete Richtlinien für Baumpflanzungen
- Baumschutzsatzung
Bis auf die Baumschutzsatzung, die eine gewisse Selbstbeschränkung für die Stadt Merzig bedeuten würde und die deshalb vermutlich nicht beschlossen wurde, fanden die übrigen Bereiche ungeteilte Zustimmung.
In Bezug auf Punkt 1 wurden Bereiche mit wenig Grün, sogenannte Defiziträume, ausgewiesen. So unter anderem die Gewerbeflächen, Flächen im zentralen Innenstadtbereich, Waldstraße und Losheimer Straße.
Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass diese Defiziträume in denen Baumpflanzungen vorgeschlagen wurden, auch aktuelle Planungsvorhaben umfassen.
Zurück zur Kernstadt, den bereits vorliegenden Planungen und neuen Überlegungen zur Verbesserung des Mikroklimas. Neben Anpflanzungen von Hochgrün (Bäumen) sind Frisch- und Kaltluftschneisen für das Wohlbefinden der Menschen von besonderer Bedeutung. Ein hohes Potenzial zur Frischluftversorgung hat der Seffersbach und Ritzerbach, die aktuelle Beeinträchtigung durch Überbauung wird im Durchgrünungs-konzept heraus-gestellt. Der Seffersbachbereich, der zugleich als Hochwasserrisikogebiet ausgewiesen wurde und bei einer verantwortlichen Stadtplanung von Bebauung freizuhalten ist, hat ein hohes Potenzial das Mikroklima in der Kernstadt positiv zu beeinflussen.
Durch gezielte Maßnahmen kann sowohl das Potenzial als Hochwasser-senke, als auch als Frisch- und Kaltluftschneise verbessert und die Aufenthaltsqualität bisher baumfreier Bereiche deutlich erhöht werden.
Leider beschränkt sich dieses Durchgründungskonzept auf die Kernstadt, obwohl für unsere Stadtteile entsprechende Überlegungen angestellt werden müssen und es wird, insbesondere was die erforderliche Anpflanzung von Bäumen betrifft, nicht umgesetzt. Im Gegenteil, in den letzten Jahren werden zunehmend Baumverluste zur Kenntnis genommen und es wird überall sichtbar in Beton anstatt in Hochgrün investiert.
Hiermit wird unter anderem folgendes beantragt:
- Das Durchgrünungskonzept ist für alle Stadtteile fortzuschreiben
- Die im Durchgrünungskonzept bereits vorgeschlagenen Maßnahmen sind zeitnah umzusetzen
- Dieses Thema ist zu einem zentralen Leitgedanken in der Stadtplanung zu machen
- Aktuelle Planungen sind entsprechend zu ergänzen bzw. anzupassen
- Die Baumschutzsatzung ist zeitnah in Kraft zu setzen um weitere Baumverluste zu vermeiden
- Erstellen eines Baumkatasters in dem der Gesundheitszustand etc. der Bäume auf öffentlichem Eigentum erfasst wird und erforderliche Maßnahmen (Ersatz, Pflege etc.) abgeleitet werden
- Die Bepflanzung der offenen Pflanzorte, also wo Baumentnahmen erfolgt, aber kein Ersatz durchgeführt wurde
- Entwicklung von Vorschlägen (Projekt) zur Fassadenbegrünung und zur Anlage vertikaler Gärten.
- Die Umwandlung des „verwaisten“ Bürgerparks in Besseringen in einen „Garten der Biodiversität“
- Die Integration von Vorhaben die dazu diesen das CO2-Speicherpotenzial zu erhöhen (Bewaldungen, Antrag Auwald etc.).